Villengarten in Grenchen
Schutzempfehlung und Vorschlag der Instandsetzung

Eine Stiftung besitzt in Grenchen eine grössere Landparzelle, worauf das Stammhaus der Stifterin steht. Um eine Entscheidungsgrundlage über Erhalt oder Abbruch der Liegenschaft zu erlangen, hat der Stiftungsrat Flury + Rudolf-Architekten und uns eingeladen, die Bedeutung von Haus und Garten aufzuzeigen. 

Die heutige Villa geht auf einen Vorgängerbau zurück, der 1867 niederbrannte. Der Neubau wurde von der alten Dorfstrasse abgerückt wieder aufgebaut und im Süden von einem Vorgarten, im Osten von einem kleinen Landschaftsgärtlein umgeben. Ab dem Jahr 1917 erfuhren Haus und Garten stete Transformationen, bevor Architekt Emil Altenburger im Jahr 1931/32 den heutigen Garten - unter Einbezug älterer Bauteile - schuf. Eine grosszügige Hausterrasse liegt erhöht über einen Rasen, beide durch eine Freitreppe miteinander verbunden. Im Westen leitet aus der Terrasse ein Gartenweg zu einem Gartenpavillon über. Eine dichte Gehölzkulisse aus Koniferen schirmt den Garten gegen Osten und Norden hermetisch ab. 

Konzeptionell vereinigt die Gartenanlage drei Stilrichtungen und steht damit am Übergang vom Architektur- zum Wohngartenstil. Ihre Grundkonzeption entspricht dem Wohngartenstil. Wohnhaus, Laube, Terrasse und Weg bildeten eine Klammer um den mit Obstbäumen bestandenen Rasen, während die gegenüberliegenden Seiten natürlich wirkten. Blumenrabatten legten sich um das Wohnhaus, üppige Rabattenpflanzungen und Blattstauden kaschierten mit liebreizenden Pflanzenbilder die Natursteinmauern. Die Nahumgebung des Hauses ist dagegen streng orthogonal organisiert. Als Belagsflächen der neuen Terrasse und Sitzplätze wurden orthogonal geschlagene Sandsteinplatten verwendet. Letztere haben ihre Wurzeln in der Gartenkunst der englischen Arts and Craft-Bewegung und dienten der Betonung des Ursprünglichen, Einfachen und Heimat-verbundenen. Gartenkulturgeschichtlich stellt die Vereinigung der drei Stilrichtungen lediglich einen kurzen Moment dar. Er dauerte in der Schweiz nur etwa zwei Jahre und umfasste den Zeitraum zwischen 1930 und 1932. Aufgrund der sehr kurzen Zeitdauer finden sich in der Deutsch­schweiz nur wenige Gartenanlagen in dieser Kombination. 

Unser Bericht schloss mit einem Vorschlag zur Regeneration des Hausgartens und schätzte die anfallenden Kosten grob. 

Auftraggeber / Bauherr

Stiftung Däster-Schild, Bern / Grenchen 

Projektdaten

2022/23: Kurzgutachten 

Architekt

Flury und Rudolf Architekten, Solothurn