Friedhof Sihlfeld Abt. C & DII
Expertise zur Entwicklungsgeschichte der beiden Abteilungen

Als man 1991 die verschiedenen Abteilungen des Friedhofs Sihlfeld auf ihre Schutzwürdigkeit hin prüften, wurden die Abteilungen «C» und «DII» als nicht interessant genug beurteilt, um ein eigenes Gutachten für diese Teile zu erarbeiten. Dennoch wurden «C» und «DII» als Teil der charakteristischen Etappierung der Friedhofanlage summarisch unter Schutz gestellt. Heute, dreissig Jahre später, liess die Fachstelle Gartendenkmalpflege von Grün Stadt Zürich das Wissen um die Entstehung und Entwicklung der beiden Friedhofabteilungen nachholen. Unsere Expertise soll eine gefestigte Grundlage für die kommende Nutzung, Pflege und Entwicklung der beiden Friedhöfe bilden. 

Ausgangslage für den 1902 eröffneten Friedhof C war der zeittypische, streng orthogonale Friedhofplan von Arnold Geiser aus sich kreuzenden, Alleen bestandenen Längs- und Querachsen. Die Hauptachsen in Abteilung «C» sind im Wesentlichen erhalten und prägen die Grundstruktur des Friedhofs bis heute. Auf dieses Raster aufbauend wurde dem Friedhofabteil 1944 eine zweite, räumlich wirksame Ebene auferlegt. Diese räumliche Komponente stellt für sich eine aussergewöhnliche Lösung dar und ist Ausdruck eines gesellschaftlichen Umdenkens im Bestat-tungswesen. Anstelle einer grösstmöglichen Ausnützung sollte der überformte Friedhof aufgelockert und parkartig wirken. Man pflanzte junge Schattenbäume in lineare Staudenrabatten, deren Baumkronen im Laufe der Jahrzehnte dem heutigen Friedhof seinen einmaligen Charakter verleihen. Es war ein auf lange Sicht angelegter Zukunftsentwurf, dessen zeitliche Etappierung darauf angelegt war, die Friedhofabteilung von einem Zustand unmerklich in einen anderen zu überführen. Nach der Stilllegung kam ihm diese Wandlung vom formalen zum parkartigen Friedhof in besonderem Masse zu Gute.

Der nach einem Entwurf von Architekt Konrad Hippenmeier erstellte Friedhof Sihlfeld DII war in Bauweise und Formensprache ein repräsentatives Beispiel für die Friedhofarchitektur der Klassischen Moderne. Vor dem Hintergrund der allgemeinen Reformbemühungen in der Gartenkunst nach 1900 stand er für den Wechsel vom landschaftlichen Park- zum architektonisch-geometrischen Friedhof. Er stand gleichermassen für die Rationalisierung im Bestattungswesen, in denen sich das Einzelgrab einer ganzheitlichen Gestaltung der Reihengrablegen unterordnete und im «Gesamtorganismus» Friedhof aufging. Hippenmeier zeigte auf, dass die geforderte Rationalisierung im Friedhofswesen mit einheit-licher Grabmalgestaltung, gleichartiger Erschliessung und höchstmöglicher Ausnützung der Grabfelder auch unter ästhetischen Gesichtspunkten lösbar blieb. Leider erfuhr der Friedhof in den 1960er-Jahren eine ausgesprochen pragmatische Überformung ohne erkennbaren künstlerischen Anspruch, in deren Folge der architektonische Charakter der Anlage vollkommen zurückgenommen wurde. 

Auftraggeber / Bauherr

Grün Stadt Zürich
Fachstelle Gartendenkmalpflege 

Projektdaten

2018: Gutachten Entwicklungsgeschichte C

2019: Gutachten Entswicklungsgeschichte DII