Garteninventar Stadt Wil SG
Von Kloster- und Wohngärten

Die Stadtverwaltung Wil SG beauftragte uns im Herbst 2018 mit der Erarbeitung des Garteninventars ihrer Einwohnergemeinde. Grundlage unserer Arbeit waren die ICOMOS-Erfassung des Jahres 1999 sowie das zu revidierende Bau- und Naturschutzinventar der Jahre 1992 und 1994. Auf eigene Empfehlung wurden drei bislang unbekannte Gartenanlagen, deren Pläne im Schweizerischen Archiv für Landschaftsarchitektur lagern, mit in die Untersuchung aufgenommen. Im Anschluss konnten wir auch 13 Bauerngärten inventarisieren, deren Häuser oder Höfe im Bauinventar erfasst sind.

Die Arbeit begann mit mehreren Ortsbesichtigungen. Der Blick über den Gartenzaun erlaubte eine rasche Erstbeurteilung von Zustand und Vorhandensein allfälliger Originalsubstanz. Zahlreiche Gespräche mit Eigentümer_innen, die uns freundlicherweise den Zugang zu ihren Liegenschaften gestatteten, gaben zusätzlichen Aufschluss zur Geschichte der Gärten und ihren Gestaltungsabsichten. Zeitgleich wurden in enger Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Wil die wenigen habhaften Quellen zu den potentiellen Gartendenkmälern aufgearbeitet. Nach sechswöchiger Bearbeitungszeit konnten von den 40 zu untersuchenden Gärten und Parkanlagen ihrer 14 für eine Aufnahme in das Kulturinventar empfohlen werden. Jedes Objekt erfuhr in einem zweiseitigen Inventarblatt eine ausführliche Würdigung zu Geschichte, Entwurfsabsichten und Zeugniswert. Von den ausgewählten Gärten und Anlagen sind je sieben von kommunaler bzw. von kantonaler Bedeutung. 

Drei Trouvaillen sollen hier hervorgehoben werden. Der Pflanzgarten des Kapuzinerklosters ist im Zustand des 17. Jahrhunderts ungestört erhalten und zeigt zahlreiche bauliche und pflanzliche Ausstattungen seiner vielhundertjährigen Entwicklungsgeschichte. Ein in vollkommener Reinheit erhaltener Wohngarten von Oskar Mertens aus dem Jahre 1946 überzeugt mit hochwertigen Materialien und stellt ein wichtiges Zeugnis moderner Gartenkultur in einer ansonsten an Gartenschöpfungen ereignisarmen Zeit dar. Bauherr war hier ein Offizier der Schweizerischen Armee. Ein dritter Privatgarten ist für seine Entstehungszeit ausgesprochen avantgardistisch, nimmt er die sachlich-reduzierte Gestaltungssprache der Zweiten Moderne um Jahre vorweg. 

Erneut zeigt sich, dass sich auch in Städten und Siedlungen abseits der grossen Zentren eine kleine und feine Gartenkultur etablieren konnte, die es stets neu zu entdecken gilt. 

Auftraggeber / Bauherr

Stadt Wil SG, Departement Bau, Umwelt und Verkehr 

Projektdaten

2018: Erstellung Garteninventar 

Zusammenarbeit

IBID AG, Winterthur 

Fachplaner

Strittmatter Partner AG, Raumplanung, St. Gallen