Englischer Friedhof Meggen
Parkpflegewerk für einen anglikanischen Friedhof

Nach dem Tod seiner erst 21-jährigen Tochter Alice beschloss der in Luzern niedergelassene Engländer Adolphus Brandt den Bau einer Totenkapelle in Meggen. Die Kapelle war als neugotisches «Follie» gedacht und diente als Familiengruft. Pittoresk wurde die Kapelle auf einem Hubel errichtet, wohinter sich das Alpenprospekt aufspannte. Brandt erwarb rund 1,5 Jucharten Wiesland, wofür er vom Regierungsrat mit der Erlaubnis für die Anlage eines Totenackers bedacht wurde. Die Architekten Segesser & Balthasar erhielten den Auftrag zum Bau der neugotischen Kapelle nach Plänen eines unbekannten Londoner Architekten. Nach rund 8 Monaten waren Kapelle, Friedhofsmauer und Park errichtet.

Mit Fertigstellung ersuchte die Gemeinde Meggen, den Park als Landsitz zu versteuern, wogegen sich Brandt entschieden wehrte. Abermals wurde der Regierungsrat angerufen und dieser entschied, dass Brandt jene Flächen zu versteuern habe, die nicht der Bestattung dienten. Doch hatte Brandt bereits das Land der Colonial and Continental Church Society vermacht. Damit war der Friedhof exterritorial und dem Zugriff der Schweizer Behörden entzogen. Ihnen blieb einzig, die Sittlichkeit der Bestattungen und den Unterhalt zu überwachen.

Der private Bestattungsort hatte nun als „Englischer Friedhof“ neu zum Zweck, alle in Luzern oder der Innerschweiz verstorbenen Briten anglikanischen Glaubens aufzunehmen, ebenso alle Engländer, die eine Bestattung in Luzern wünschten. Die letzte Bestattung nach anglikanischem Brauch erfolgte in den 1950er Jahren, danach verwilderte die Anlage zusehends. 1972 konnte die Gemeinde Meggen den Friedhof zu einem symbolischen Preis übernehmen, verbunden mit verschiedenen Verpflichtungen, etwa die englischen Gräber weitere 50 Jahre zu unterhalten.

Nach rund 130 Jahren sind eine Vielzahl der alten Parkbäume aus der Entstehungszeit verschwunden. Stürme, Borkenkäfer und der trockene Sommer 2003 dezimierten einen Grossteil des alten Baumbestands. Die Gestaltung des als Landschaftspark konzipierten Friedhofs und die Intentionen seines Schöpfers Adolphus Brandt drohten unmittelbar verloren zu gehen. Unser Büro erhielt den Auftrag, ein Entwicklungskonzept auf Grundlage eines von uns vorgängig verfassten Parkpflegewerks zu erstellen. Unser Masterplan entwickelte eine Vorstellung darüber, wie der Friedhof in den kommenden Jahren mit Mitteln des jährlichen Unterhalts restauriert werden kann.

Nach Abschluss unserer Arbeit erhielten wir von der Gemeindeverwaltung ein Beratungsmandat zur Begleitung der jährlichen Arbeiten im Friedhof. 2018 konnten wir einen Pflanzplan zur Regeneration der westlichen Friedhofgrenze erstellten, der gleichen Herbstes verwirklicht wurde.

Auftraggeber / Bauherr

Gemeinde Meggen
Kantonale Denkmalpflege Luzern

Projektdaten

2014: Parkpflegewerk | Entwicklungskonzept
seit 2015: Beratungsmandat
2018: Wiederherstellung der westlichen Friedhofgrenze

Zusammenarbeit

Renzo Testorelli, Architekt Luzern
Roger Kraushaar, Architekt Meggen