Friedhof Rüti ZH
Ältester und alleiniger Wald-Urnenfriedhof der Schweiz

Im Jahr 2013 verfasste unser Büro ein Gutachten zum 1890 eröffneten Friedhof der Gemeinde Rüti ZH. Wir stellten fest, dass der gemeindeeigene Friedhof mit dem ihm zugehörigen Waldurnenfriedhof exemplarisch für die Reformbemühungen der Friedhofgestaltung im 20. Jahrhunderts stehen. Sie sind wertvolles Zeugnis der Friedhofsreform und Friedhofskunst der frühen Moderne. Darüber hinaus ist der Wald-Urnenfriedhof ein bedeutendes Gartendenkmal der Parkfriedhofbewegung und in seiner Gestalt als Gartenfriedhof einmalig für die Schweiz .

Im Gegensatz zu seinen helvetischen Vorläufern nahm der privat organisierte Waldfriedhof einzig Urnen auf. Seine Grablegen waren als Reihengräber organisiert, wo andernorts eine freie Bestattung üblich war. Sein Wald wurde erst angepflanzt und konnte deshalb planmässig (sprich: artenreich!) angelegt werden. Seine Bepflanzung orientierte sich viertens an einem Landschaftsideal. Die dem Grabplatz eigene Topografie legte es nahe, in Rüti ein alpines Thema aufzugreifen, den Friedhof romantisch im Sinne des 19. Jh. zu verwirklichen - versinnbildlicht durch eine Vielzahl an pflanzlichen und baulichen Beiwerke und programmatisch gebunden an den Blick gegen die Innerschweizer Alpen. 

Der romantische Urnenfriedhof fand allerhöchste Resonanz im Zürcher Oberland, ja man ist geneigt zu sagen, dass seine Lage die Kremierung förderte, weil man an diesem Ort bestattet werden wollte. Innert weniger Jahre war der Platz ausverkauft, man musste neue Grabflächen im Hang erschliessen und Wege bauen, wo man diese anfangs gar nicht wollte. Demgegenüber blieben die landschaftlich weniger reizvollen, ebenen Partien unverkäuflich. Um ihren Verkauf anzuregen, entschloss sich der Verein 1939, der Partie ein eigenständiges Gepräge zu geben und auf weitere Reihengräber zu verzichten. Der Zeit entsprechend konnte dies kein Landschaftsbild im Sinne des 19. Jahrhunderts mehr sein. Man liess sich vielmehr vom gärtnerischen Motiv des jungen Wohngartens leiten und schuf einen Gartenfriedhof. Das Motiv des intimen Hausgartens war auch dem einfachen Arbeiter oder Angestellten vertraut, es bot einen geschützten Ort, der weder exponiert noch exzentrisch war, sondern heimelig, "bodenständig" und währschafft. Dergestalt liessen sich auch die freien Grablegen rasch wieder verkaufen. 

Auftraggeber / Bauherr

Bauamt Stadt Rüti ZH
Stiftung Krematorium Rüti ZH

Projektdaten

2012-13: Parkpflegewerk | Beurteilung Umgestaltungsprojekt