Ma chi te lo fa fare!
Instandsetzung zweier mehrhundertjähriger Baudenkmäler
"il passato ben osservato è il maestro del futuro" - Die gut beobachtete Vergangenheit ist der Meister der Zukunft (Greisin Calancatal 1954)
Auf der Suche nach einem käuflichen Baudenkmal haben wir dieses Kleinod im oberen Calancatal gefunden. Zusammen mit einem Ökonomiegebäude war es über viele Jahre leergestanden und konnte durch uns vor dem endgültigen Verfall gerettet werden. Im Dezember 2016 erhielten wir die Baugenehmigung von Gemeinde und Kanton. Nach einer längeren Planungsphase konnten wir im Frühjahr 2017 beginnen. Mittlerweile stehen wir im fünften Jahr der Instandsetzung und unmittelbar vpr der Bauabnahme des Wohnhauses durch die Behörden.
Weiterhin wenden wir uns dem Wiederaufbau der torbe zu. Dort fand sich 2019 zu unser Aller Überraschung unter Zentimeter dicken Ziegenmist eine frühneuzeitliche Feuerstelle - bodeneben und im Zentrum des Raumes gelegen. Dies erwies sich als kleine Sensation, handelt es sich um eine selten in diesem guten Zustand erhaltene Feuerstelle in den Bündner Südtälern. Sie wurde just von der kantonalen Archäologie photogrammetrisch aufgenommen und wir werden sehen, zu welchen Erkenntnissen ihre Befundung führt. Bereits das zur Feuerstelle zugehörige Schlafhaus, ein konstruktiv spätmittelalterlicher Strickbau aus dem Jahre 1527/28 (d), stellte sich als eines der ältesten Gebäude im Dorf heraus. Nun sind wir gespannt, ob der Zufallsfund die frühe Siedlungsgeschichte im Calancatal weiter zu erhellen vermag.
Auf Grundlage der dendrochronologischen Untersuchungen des Wohnhauses konnten wir die Baugeschichte weiter erhellen. Älteste Hölzer im Dach und im Strick datieren auf die Zeit 1508 / 1513 und gehen auf ein zweigeschossiges Feuerhaus mit angebauter Stallscheune und Käsekeller zurück. Die erste bauliche Erweiterung gegen Norden aus dem Jahre 1665 birgt eine der ältesten Stuben im Tal, stilistisch am Übergang zwischen stanzin und stüa stehend. Ein Handwechsel M. 18. Jh. erlaubte den Ausbau des Heubodens in eine zweite Stube, eine Aufstockung des Strickbaus 1814 zusätzlich den Einbau einer Schlafkammer mit klassizistisch anmutenderer Kastendecke. 1935 wurde die barocke Innenausstattung, Decke und Fussböden der gestrickten Stube zeitgemäss ersetzt. Um 1970 erfolgte der Badanbau, dem unter manch anderem auch der Stubenofen in Speckstein auch der jahrhundertealte Backofen zum Opfer fielen. Seit 2003 stand das Wohnhaus leer.