Schlosspark Wädenswil
Leitbild für ein Arboretum und Landschaftspark von 1890

Vielfältige Nutzungswünsche und die Einrichtung einer „Empfangs- und Begegnungszone“ auf dem Vorplatz des Schlosses Wädenswil rückten 2011 den Schlosspark in den Fokus des öffentlichen Interesses. Um die verschiedenen Erwartungen mit den Erfordernissen der (Garten-) Denkmalpflege in Einklang zu bringen und um den Unterhalt der Anlagen zielgerecht steuern zu können, wurde unser Büro mit der Erarbeitung eines Parkpflegewerks beauftragt. Die Aufarbeitung der Geschichte des Schlossparks führte zu zwei wesentlichen Erkenntnissen. Der heutige Landschaftspark des Schlosses entstand nach 1890 als Arboretum, und der Schlossbachtobel wurde etwa zur gleichen Zeit als eine künstliche Schlucht neu gestaltet. 

Im Arboretum wurden die Pflanzensammlungen sowohl nach geographischen Aspekten als auch nach ihrem Wuchsverhalten ausgewählt. Lichte Kronen und auffallende Blattformen finden sich im Zentrum der Anlagen, Deckgehölze und schliessende Kronen mit entsprechendem Schattenwurf in dessen Randbereichen. Die Gehölze formten Blickachsen aus, einerseits vom See auf das Schloss, andererseits aus dem Park gegen die Alpen oder dem Kirchturm der Gemeinde Wädenswil. Die Baumgruppen liessen sich im Park sowohl der Neuen Welt als auch Fernost zuordnen. Gegen den Schlossbachtobel nahm die Anzahl heimischer Parkbäume allmählich zu.

Das Arboretum gilt als Erbe der 1914 aufgelösten deutschschweizerischen Gartenbauschule. Es steht in einer Linie mit den kunstgärtnernischen Weiterbildungsstätten Châtelaine und Oeschberg und veranschaulicht den praxisbezogenen Teil der damaligen Ausbildung. Der Schlosspark stellt neben seiner künstlerischen Bedeutung auch ein wichtiges Zeugnis der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Schweiz dar.

Die landschaftsgärtnerische Neugestaltung des Tobels wurde 1897 begonnen und der Bachlauf in den Wintermonaten 1898/99 unter der Leitung des deutschen Obergärtners Max Löbner fertig gestellt. Der heutige Wasserfall, die zahlreichen Schwellen des Bachlaufs und seine Teiche sind Kunstbauten, für die man fünf Eisenbahn-Waggons Goldauer Steine (knapp 85 to.) und Cement anliefern liess. Das Bauwerk steht exemplarisch für das Kunstschaffen der Landschaftsgärtnerei, natürliche Landschaften mit gärtnerischen Mitteln nachzubilden. Bei dem rund 200 Meter langen Bachlauf handelt sich um eine seltene ingenieur- und wasserbautechnische Leistung jener Zeit.

Die Eidgenossenschaft als Noch-Besitzerin von Schloss Wädenswil hatte die besondere Bedeutung der Parkanlagen anerkannt und in Folge uns die Pflege und Entwicklung der Anlagen übertragen. Unser Mandat endete mit der Rückgabe des Schlosses an den Kanton Zürich im Frühjahr 2018.

Auftraggeber / Bauherr

Bundesamt für Bauten und Logistik BBL
Bundesgärtnerei

Projektdaten

2011: Parkpflegewerk
2012: Pflegekonzept und Ausschreibung (nach NPK 184)
2012-17: Leitung der kontiunierlichen Parkpflege
2016-17: Ersatzpflanzung
2018: Rückgabe des Schlosses an den Kanton Zürich