Die Freiräume des ESSM Magglingen
2. Teil: Die Sportanlagen

Erste Überlegungen, wie die bauliche Gestaltung eines zentralen Turn- und Sportinstituts in Magglingen aussehen könnte, wurden bereits 1941 angestellt. Der Berner Architekt Hanns Beyeler, seinerzeit führender Fachmann für den Bau von Turn- und Sportanlagen, hatte im Gebiet 'End der Welt' eine Höhenanlage skizziert, um die Kostendimension einer solchen Anlage einigermassen realistisch abschätzen zu können. Im Herst 1943 entwarf Stadtgeometer Villars für die Bieler Bewerbung eine Anlage, die dezentral im Gebiet zwischen der heutigen ETV-Jubiläumshalle und dem Freibad gedacht und deren Anlagen harmonisch in die Landschaft eingebettet waren. Villars Projekt diente als Grundlage für den Standortentscheid des Bundesrats und anschliessenden Wettbewerbs. 

Der Entscheid des damaligen Preisgerichts fiel eindeutig aus, denn nur ein Projekt stellte die gesuchte "Ideallösung in jeder Beziehung" dar. Lobend hob die Jury die sehr gute Gesamtsituation hervor. Die klare Gruppierung der sportlichen Anlagen, Wohn-, Gesellschafts- und Unterrichtsräume überzeugte, die nach den Worten der Jury  „mit der intimen, eigenartigen Landschaft und der Badeanlage [eine enge, reizvolle Verbindung[" eingingenGross war die Überraschung, als mit Werner Schindler der Inhaber eines kleinen Architekturbüros in Biel in die Ränge kam. Schindler konnte sodann mit seinem einzigen Mitarbeiter zwischen 1946-49 die erste Etappe realisieren. In zweiter Etappe folgten die Leichtathletikanlagen am Ende der Welt und die Unterkunftsgebäude des Dörfli. Die dritte Bauetappe setzte in den 1970er-Jahren ein. Aktuell überzieht wenig sensibel eine vierte Bauetappe die MagglingerJurahöhen. 

Bereits die Wahl Magglingens war von Pathos getragen. Der mehrfach belegte Anspruch des Bundesrats an die ETS und die Magglinger Landschaft, war, dass beide erzieherisch auf die jungen Sportler einwirkten und die Eleven zu sittliche, tugendhafte, vaterlandsliebende und charakterstarke Persönlichkeiten heranbildeten. Denn sie sollten inmitten der Kriegsjahre körperlich und mental bereit sein, ihr Vaterland zu verteidigen. Die Berner Woche schrieb von Kameradschaft, Heimatliebe und Naturverbundenheit und fasste die Empfindungen der Jugendlichen im eigens erfundenen «L’ésprit de Macolin» oder «Magglinger» Geist zusammen. 

Der Magglinger Geist beseelte viele Jahrzehnte lang die Juralandschaft. Magglingen blieb der Inbegriff von Freundschaft, Nation und Heimat. Der Blick auf das Alpenprospekt, der Aufenthalt in den Wäldern und intimen Lichtungen sollten den Teilnehmenden das zu Schützende vor Augen führen. Die Schutzbedürftigkeit der Landschaft war keine Frage des Naturschutzes. In Magglingen galt es bis Ende des Kalten Krieges, das Wesen der Eidgenossenschaft zu schützen. 

Auftraggeber / Bauherr

Bundesamt für Bauten und Logistik BBL  3006 Bern 

Projektdaten

2020: Entwicklungsgeschichte und gartenkulturelle Einordnung