Villa Salgart / Meran (BZ)
Entwicklungskonzept für einen toskanischen Villengarten

Im Auftrage der Südtiroler Denkmalpflege galt es, die Geschichte eines Villengartens in Untermais zu untersuchen und auf Grundlage der Forschungs-ergebnisse ein Pflegekonzept entwickeln.

Der Hausname «Salgart» erweist sich als eine Wortschöpfung. Laut eines Zeitungsartikels soll der Besitzer Friedrich Wannieck den Namen «in Erinnerung an eine ihm teuere Gegend» gegeben haben. Ethymologisch werden Sal-Namen in der Forschung gemeinhin als ‹Gutshof, Land im Eigenbesitz eines Grundherrn› gedeutet. Es bezeichnet das Land im Eigenbesitz des Grundherrn, erbfrei und frei von Zinslasten. Die darin zum Ausdruck kommende Unabhängigkeit von einer Obrigkeit mochte stellvertretend für seine persönliche Freiheit stehen: als Daheim eines überaus wohlhabenden Privatiers ohne Lasten und Verpflichtungen.

Friedrich Wannieck, Industrieller und Besitzer der Baumschule Victoria bei Brünn, bezog im Jahre 1909 eine, den Meraner Adelssitzen nachempfundene Villa in Untermais, erbaut von seinem Schwiegersohn Alois Ludwig von München. Den zugehörigen Umschwung liess er sich als einfachen Landschaftsgarten mit Wegoval erstellen, aus dem Stichwege zu seinen weitläufigen Gütern führten. Die damals weitgehend unbebaute Gegend erlaubte Wannieck den Aufbau einer grösseren Apfelplantage mit zwei eigenständigen Höfen zu deren Bewirtschaftung. Nach Friedrichs Tode werden seine Tochter Margarethe und Gatte Alois Ludwig die Apfelplantagen weiter bewirtschaften.

Wohl in den 1920er-Jahren liess sich das Ehepaar den Landschaftsgarten in einen regelmässigen Parterregarten umgestalten. Die heute noch in situ erhaltene Gartenpartie zeigt ein von Buchs- und Eibenhecken gefasstes Rasenparterre mit Wegkreuz und Rundbrunnen im Kreuzungspunkt. Im Inneren der Rechtecke verlief eine Rasenböschung an den Aussenkanten der Rasen, deren Geländevertiefung an den vier Eingängen von zweistufigen Treppenläufen mit seitlichen Treppenwangen in Beton aufgenommen wurden. Der Garten weist eine erkennbare Nähe zum Garten der Villa Gamberaia bei Florenz auf. 

Die Vita des Architekten offenbarte, dass Ludwig früh mit der Gartenreform in Deutschland in Kontakt kam und er deren Forderungen in eigenen Gartenentwürfen reflektierte. In Meran lebend, unternahm das Ehepaar mehrere Italienreisen, die sie mit verschiedenen italienischen historischen Gärten bekannt gemacht haben, darunter möglicherweise auch mit dem Garten der Villa Gamberaia selbst. Der florentinische Garten aus dem Jahr 1610 wurde nach 1905 restauriert. Er stiess dank seiner illustren Besitzerinnen im angelsächsischen Raum auf reges gesellschaft-liches Interesse und wurde bereits 1915 erstmalig publiziert. Die gestalterische Nähe beider Gärten erlaubt den Schluss, dass sich das Ehepaar bei der Neugestaltung der Gartenpartie an italienische Vorbilder anlehnte, weniger an Beispiele des Heimatschutzstils nördlich der Alpen.

Unser Gutachten empfiehlt den integralen Erhalt der regelmässigen Gartenpartie. Die Empfehlung für die weitere Pflege richten sich entsprechend an diese Zielvorgabe. 

Auftraggeber / Bauherr

Südtiroler Denkmalpflege Bozen (BZ) 

Projektdaten

Frühjahr 2022: Gutachten / Pflegekonzept