Oberes Alpgüetli in Winterthur
Ein Gartendenkmal vor dem Zürcher Verwaltungsgericht

Im Jahr 2017 galt es, eine Schutzwertbeurteilung zum Villengarten Oberes Alpgüetli vorzunehmen. Unser Gutachten bestätigte die von den Behörden vermutete Schutzwürdigkeit, welche die Anlagen in ihrer Topografie und ihrer baulichen Ausstattungen (so Pavillons, Terrassenmauern und Freitreppen, Schwimmbad, Balustraden, figürlichem Schmuck u.a.m.) formell unter Schutz stellten. Die damalige Eigentümerin suchte den Schutzwert vergeblich in Frage zu stellen und führte ein langjähriges Gerichtsverfahren gegen die Stadt Winterthur bis vor das Bundesgericht. Nach Rückzug der Beschwerde wurde das Urteil des Verwaltungsgericht rechtskräftig, der Garten denkmalrechtlich unter Schutz gestellt. 

Beim Oberen Alpgüetli handelt es sich um ein Anwesen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts im Besitz der Familie Sulzer. Mit dem Neubau der Villa wurde 1920 unter der Ägide der gleichen Familie der ältere Landschaftsgarten in einen Architekturgarten überführt und 1928/9 um eine neubarocke Schwimmbadanlage ergänzt. Bereits 1915 legten die Gartenarchitekten Gebrüder Mertens zwei Entwürfe vor, die jedoch beide nicht zur Ausführung kamen.

Zur Umsetzung kam stattdessen der Gartenentwurf des mit dem Neubau der Villa beauftragten Architekten Leberecht Völki. Er teilte den Umschwung der Villa in drei unabhängige Bereiche, deren Gärten sich gegen Norden, Osten und Süden orientierten. Ihre Entwürfe nahmen deutlichen Bezug auf die Barockgärten der Schlösser Genthod GE und Thunstetten BE. Retrospektiv war auch die Architektur seiner Villa; sie stellte eine nahezu identische Kopie des Winterthurer Landsitzes «Pflanzschul» dar.

Nicht unüblich zu dieser Zeit vermochten die Architekten in der pflanzlichen Ausgestaltung ihrer Gartenentwürfe wenig zu überzeugen. Sulzer beauftragten 1927 daher Gartenarchitekt Walter Leder zunächst mit der Erweiterung der Gartenanlagen in den sog. Mockentobel hinein. Der Waldgarten im frühen Wohngartenstil ist einer der ältesten Wohngärten des Kantons Zürich und dazu in situ erhalten! Weil sich in seinem Nachlass ebenfalls Zeichnungen der Pflanzbeete im Architekturgarten finden liessen, mag es den Rückschluss erlauben, dass Leder auch die Broderien mit neuen Pflanzungen ausschmückten.

Zeitgleich mit Leder war auch Adolf Vivell im Alpgüetli tätig. Vivell erschuf hier seinen ikonischen und für das Alpgüetli so prägenden neubarocken Badegarten. Seine Gartenpartie auferlegte dem Architekturgarten zugleich ein gänzlich neues Ordnungssystem, das im Garten bis heute wirksam ist. Dem von uns erkannten und verteidigten Schutzwert folgten auch die angerufenen Gerichte vorbehaltslos.

Auftraggeber / Bauherr

Denkmalpflege Stadt Winterthur

Projektdaten

2017: Schutzwertfeststellung 
2019/20: Gerichtliche Abklärung