Ein im Jahr 2002 erarbeitetes Parkpflegewerk zur Bellevue-Besitzung in Bern-Mattenhof gilt es zu verifizieren und zu aktualisieren, wozu uns Hochbau Stadt Bern in Zusammenarbeit mit Stadtgrün Bern beauftragt hat. 

Das von uns vorgenommene Quellenstudium hat einmal mehr gezeigt, dass die früheren Forschungen voneinander abschrieben und in ihren Annahmen etwa zum Bauherrn oder der Bauzeit der Campagne falsch lagen. Drei bis anhin übersehene Quellen belegen, dass das Herrenhaus Bellevue von Johann [Hans] Jakob Lerber erbaut und das Herrenhaus im Jahr 1730/31 fertiggestellt war (datierte Kachel Fayence-Ofen, vgl. JB BHM 1926, S. 90). Zeitgleich erstellte Lerber auf einem Hoger, dessen Kuppe er eigens einebnen liess, eine Gartenanlage, deren aussichtsreiche Lage gegen die Altstadt Bern der Besitzung ihren Namen gab.  Auf der neu geschaffenen Terrasse legte er eine dreigeteilte Gartenanlage an, bestehend aus einer "Wilderness", einem geometrischen Garten vor dem Herrenhaus und einem Mittelstück, das in zeitgenössischen Plänen sowohl als Rasen wie als Ziergarten wiedergegeben wird.

1802 wird Ludwig Zeerleder jun. den heute noch erhaltenen Baumgarten in Ersatz des Barockgartens anlegen. Seine Mutte Sophie Charlotte ihrerseits beauftragte vor 1805 ihren damaligen Schwiegersohn Ahasver von Sinner mit dem Bau eines Peristyls. Die ausgefallene Lösung eines quer zur Stirnfassade errichteten Anbaus mit seitlichen Lauben profitiert vollumfänglich von der Aussichtslage gegen die Stadt Bern. Die mit dem Bau des Peristyls teilerneuerte Gartenpartie betonte mit ihrer, mittig axial gegen Bern orientierten Wegführung die besondere Aussichtslage des neuen Lauben-Anbaus. Weitere Umbauten erfolgten ab 1882, nachdem die Bellevue-Besitzung in die Ziegler-Stiftung übertragen wurden.

Die ältesten im Bellevue erhaltenen Parkbäume stammen aus der Zeit nach 1860. Einzig eine Sommerlinde am Hofbrunnen dürfte bereits seit 200 Jahren Bestand haben.