Direktorenvilla Gaswerk
Früher Wohlfahrtsgarten des 19. Jahrhunderts

Die ehemalige Direktorenvilla des Gaswerks Bern war nur dem Anschein nach ein Repräsentations-bau. Trotz ihres grossbürgerlichen Erscheinens war die spätklassizistische Villa ein Verwaltungsgebäude, in dessen piano nobile der Direktor des Werks lediglich zur Miete wohnte. Bei genauerer Betrachtung nahmen auch Villa und Landschaftsgarten keinen Bezug aufeinander. So fehlte dem Gebäude der Gartenaustritt und der aus den Bauakten entnommene Grundriss der Villa veranschaulicht, dass das Direktorenzimmer dem Gaswerk zugewandt war, während das «Gartenzimmer» im Südosten den hierarchisch untergeordneten Zeichner aufnahm.

Fehlte der Bezug zur Villa, so finden sich zahlreiche Hinweise darüber, dass sich der einstige Landschaftsgarten seit Baubeginn 1875 nach dem Gaswerk-Areal ausrichtete. Seine Garteneingänge standen offen, Gartentüre fehlten. Auch lassen die vielen Ruhebänke im Garten erwarten, dass der Garten nicht nur dem Direktor zur Verfügung stand, sondern auch der weiteren Belegschaft, zumindest den höheren Angestellten und Beamten des Gaswerks. Es dürfte sich deshalb um einen frühen «Wohlfahrtsgarten» gehandelt haben. Aus künstlerischer Sicht erfuhr die Parkanlage in den 1920er-Jahren eine architektonische Überformung, nach Kriegsende eine zweite in Gestalt des Wohngartenstils. Die örtliche Bestandsaufnahme zeigte, dass eine Vielzahl baulicher und pflanzlicher Zeugnisse im Garten erhalten geblieben sind. 

Die Parkanlage nimmt damit in mehrerer Hinsicht eine Sonderstellung ein. Das Gutachten attestierte ihm darum neben einer künstlerischen Bedeutung auch eine industrie- und sozialgeschichtliche Zeugenschaft.

Auftraggeber / Bauherr

KONTUR  Projektmanagement, 3007 Bern

Projektdaten

2015: Schutzwertfeststellung