Lory-Spital | Anna-Seiler-Haus
Zwei bedeutende Spitalgärten des 20. Jahrhunderts

Mit der Schenkung des Engländerhubels an die Inselkorporation im Jahre 1919 richtete die Spitalleitung zunächst ein Rekonvaleszenz-Zentrum in den 1855 angelegten Landschaftspark ein. Auf den ehemals landwirtschaftlich genutzten Flächen des Engländerhubels entstanden in den Jahren 1928 und 1953 zwei architektonisch hochstehende Spitalbauten: das Lory-Spital und Anna-Seiler-Haus. Beiden Spitälern wurden bemerkenswerte Gartenanlagen zugesellt.

Der Architekturgarten Lory-Spital ist ein herausragendes Beispiel einer Gartenarchitektur der Klassischen Moderne, von denen es in der Schweiz nur eine Handvoll geben dürfte. Seine zeitliche Herkunft manifestiert sich in der sachlichen Formensprache der verschiedenen baulichen Ausstattungen der Anlage wie im festgestellten Zweck der Anlage. Die Terrassierungen gegen den städtischen Lory-Platz nehmen Bezug auf die jahrhundertealte Tradition (stadt-)bernischer Gartenkunst und sind als Ausdruck der damaligen Heimatschutzbewegung zu werten. Die schlichte, zweckfreie Ausgestaltung der Terrassenebenen mit einfachen, von Wegen umgebenen Rasenplätzen diente dem gesundheitsfördernden Sonnenbad und der freien Bewegung an der frischen Luft: der Lebensreform und ihrer Maxime „Licht – Luft – Sonne“ verpflichtet.

Der Wohngarten südlich des Anna Seiler-Hauses ist ein Meisterstück der Gartenkunst der 1950er Jahre und steht repräsentativ für das gesamte Kunstwollen der damaligen Zeit. Seine verspielt-romantische Gestaltung, die darin zum Ausdruck kommende Wertschätzung von Handwerk wie Pflanze, die geschickte funktionale Trennung unterschiedlicher Nutzungsbereiche durch selbstverständlich wirkende bauliche Elemente erheben den Garten zu einem Gesamtkunstwerk. Konzeptionell basiert der Garten auf geschickt arrangierte, sich in ihrer Wirkung stärkenden Gegensätze. Der stufenlose Garten mit seiner unzerteilten Rasenfläche als ruhiges Element findet sein gartenarchitektonisches Gegenstück im Sitzplatz mit Bassin. Der gartenarchitektonische Schwerpunkt ist seinerseits Ausgleich gegenüber der stark betonten Liegeterrasse am Spitalbau.

Otto Salvisbergs sachlicher Terrassengarten als Ausdruck der klassischen Moderne ist abgeleitet aus der Idee der Lungenklinik wie der Lebensreform gleichermassen. Franz Vogel stellt dem sachlich-reduzierten Architekturgedanken seine romantische Betrachtungsweise gegenüber, die er als zeitgemäss verstand. Den harten Linien und Kanten setzte Vogel das Konzept der neuen Landschaftlichkeit der Nachkriegsjahre entgegen. Sein kontemplativer Ansatz (Trost finden in der Natur) machten den Spitalgarten wesensgleich mit dem Landschaftspark des 19. Jahrhunderts, mit dem er durch einen neuen Rundweg verbunden war. In ihrer Sachgesamtheit stellen der Landschaftspark Engländerhubel und die Aussenanlagen des Lory-Spitals und Anna Seiler-Hauses ein schweizweit einmaliges Ensemble dar.

Bereits 2009 untersuchte unser Büro den Landschaftspark des Engländerhubels. Im 2013 veröffentlichten Masterplan, welches die bauliche Entwicklung des Inselspitals bis 2040 regelt, fanden die wesentlichen Forderungen und Erkenntnisse unseres älteren Parkpflegewerks Einzug. Insbesondere legte es des Grundstein für den Denkmalschutz der drei bedeutenden Gartenanlagen auf der "Denkmalinsel". 

Auftraggeber / Bauherr

Inselspital Universitätsspital Bern

Projektdaten

2013: Parkpflegewerk

2014: Masterplan

2014 - 2018: Bauherrenberatung

2016: Baueingabe Instandsetzung Engländerhubel

2017-18: Umsetzung

Zusammenarbeit 

ēxtra Landschaftsarchitekten, Bern
Projektleitung Neupflanzung Kastanienallee (2015)