Bernisches Historisches Museum
Ältester Museumspark nach Vorbild früher Freiluftmuseen in Skandinavien

Der Entwurf eines Museumsgartens 1891 war für die Schweiz eine einmalige Bauaufgabe, wofür der Projektverfasser André Lambert kaum Referenzobjekte beiziehen konnte. Seine Leistung war es denn auch, den Museumsfreiraum als Ausstellungsbereich zu verstehen und ihm eine Funktion zu geben, die weit über die Bedeutung eines Vorgartens hinausging. Der Vorhof wurde zur pädagogischen Erweiterung des Museums, offene Hallen stellten die Verbindung zwischen Bauwerk und Garten her. Lambert orientierte sich bei der Aufstellung der Artefakte an der räumlichen Aufteilung des Museums.

Die Architektur des Museums löste sich vom Herkömmlichen. Lambert wählte vielseitige Grundrisse und eine aufgelockerte und malerisch gegliederte Fassade, die er aus den Museumsräumen heraus entwickelte. Der Museumsgarten dagegen sollte ein Gegenentwurf zur Asymmetrie des Hauses sein: „Wenn unser Gebäude unregelmässig ist, so soll es sich doch an einen regelmässigen Platz anschliessen.“ Weiter verlangte es Lambert nach einheimischen Gehölzen – ein Novum in der Landschaftsgärtnerei! In der Bevorzugung heimischer Pflanzen und ihre symmetrische Anpflanzung griff Lambert dem nahen Paradigmenwechsel in der Gartenkunst voraus, auch wenn seine Forderungen noch auf einer historisierenden Sichtweise beruhten. Damit überwarf sich Lambert jedoch mit den Kunstgärtnern der Stadt Bern, die jede Gelegenheit nutzten, den architektonischen Entwurf zu hintertreiben.

Der Museumsgarten ist ein Unikat in mehrerer Hinsicht. Er ist einmalig in der Bauaufgabe und wurde als ein Freilichtmuseum gelöst. Der Vorgarten war somit Bestandteil des Museumskonzepts. Die Idee erlaubte es sogar, sehr früh auf eine landschaftliche Gestaltung zu verzichten. Der darüber ausgebrochene Streit zwischen Gärtner und Architekt nahm den 1907 in der Schweiz stattgefundenen offenen Bruch vorweg. Der Vorhof des Museums wird zum „missing link“ des Übergangs vom Landschaftsgarten zum Architekturgarten.

Unser 2005 verfasstes Parkpflegewerk empfahl die vermeintlichen Widersprüche, die der Anlage innewohnen, beizubehalten und keiner Partei (architektonischer oder landschaftlicher Garten) den Vorzug zu geben. Die regelmässigen Strukturen und die freie Koniferenbepflanzung des Späthistorismus sind als gleichwertig zu erachten. Auch in Zukunft soll der Museumsgarten pädagogischen Zwecken dienen können, doch sind von baulichen Eingriffen und Einbauten Abstand zu nehmen. Publikumsintensive Events sollen in den südlichen Museumshof verlagert werden, der mit dem Neubau des «Kubus» an Attraktivität gewonnen hat. Die südliche Partie des Museumsgartens kann entsprechend den neuen Ansprüchen in zeitgenössischer Form neu gestaltet werden.

Auftraggeber / Bauherr

Stadtgärtnerei Bern
Bernisches Historisches Museum BHM

Projektdaten

2005: Parkpflegewerk und Entwicklungskonzept
2014: Beratungsmandat Wiederbepflanzung BHM