Melchenbühlgut bei Bern
Parkpflegewerk für einen spätgotischen Garten von 1711

In der Ebene zwischen Egghölzli und Ostermundigen, westlich des Schlossgutes Wittigkofen, findet sich im Melchenbühlgut eine der letzterhaltenen spätgotischen Gartenanlagen. Das Prinzip der mittelalterlichen Dreiteilung (Zier-, Nutz- und Baumgarten) war zu ihrer Entstehungszeit 1711 immer noch tief in der damaligen Gesellschaft verankert. Wie an anderen Orten der Schweiz war man auch im Melchenbühlgut gewillt, über Generationen an der überlieferten Erstgestaltung des Gartens festzuhalten. Dass diese im Melchenbühl jedoch zahlreiche Besitzerwechsel und selbst eine landschaftliche Überformung unbeschadet überstand, mag erstaunen. Das Melchenbühlgut ist darum ein besonders wertvolles Zeugnis der gärtnerischen Vergangenheit, es zeigt in vorzüglicher Weise die Wertschätzung, die der Garten von seinen Vorbesitzern stets neu erfuhr. Aus jeder bedeutenden Phase haben sich ausserdem wertvolle bauliche Zeugnisse bewahrt, die sich gut in den älteren Bestand integrieren. Diese liegen nicht isoliert zueinander, sondern sind aufeinander bezogen, bilden ein stimmiges Ganzes und ergeben ein harmonisches Gesamtbild. Die erhaltenen Ausstattungen und Elemente im Melchenbühl zeugen von der jahrhundertelangen Geschichte des Gartens, deren wichtigstes Zeugnis die erhaltene Stützmauer aus der Erbauungszeit ist.

Das hohe Alter der Anlage, ihre unberührte landwirtschaftliche Einbettung und die erhaltene Gliederung und Aufteilung der Gartenanlagen in Zier-, Nutz- und Baumgarten begründen den Denkmalwert der Anlagen. Bedenkt man, dass in Thunstetten nahezu zeitgleich die erste hochbarocke Gartenanlage unter Hieronymus von Erlach errichtet wurde, werden die seinerzeit vorherrschenden gesellschaftlichen Gegensätze zwischen einer mittelalterlichen, religiös verankerten Tradition und den damaligen modernen Lebenswelten des Sonnenkönigs Ludwig XIV. besonders eindrücklich veranschaulicht.

Auftraggeber / Bauherr

Stiftung Berset-Müller
c/o Bundesamt für Bauten und Logistik BBL

Projektdaten

2010: Parkpflegewerk
2011: Projektierung Restaurierung
2012: Umsetzung der 1. und 2. Bauetappe
2013: Umsetzung der 3. Bauetappe