Kantonsspital Winterthur
Entwicklungsgeschichte Spitalpark

Das heutige Kantonsspital steht auf dem Areal des älteren, heute de facto verschwundenen Einwohnerspitals. Die alte Krankenhausanlage, ein langgestreckter Hauptbau mit verschiedenen, freistehenden Fachkliniken, ging auf den Typus einer "Pavillonanlage" zurück, eine aufgelockerte Bebauung mehrerer kleiner Gebäude anstelle eines grossen Zentralgebäudes. In den Jahren zwischen 1873 und 1875 stellte sich die Frage, welchen Aussenraum man für das Spital wünschte. Es liegen aus der Zeit mehrere Entwürfe vor, die eine regelmässige Lösung für den Spitalpark bevorzugten. Durchgesetzt hat sich allerdings dann die damals übliche landschaftliche Bauweise mit regelmässigen Schmuckformen.

Vor dem Hauptgebäude lag auf tieferem Niveau eine repräsentative Schmuckanlage. Sie war von einer Terrasse aus über eine mittig gelegene, zweiläufige Freitreppe direkt oder über zwei Rampen seitlich zu erreichen. Den Vorplatz über der Schmuckanlage bekrönte eine eiserne Pergola, sie besass eine Länge von etwas über 100 Meter. Die Schmuckanlage glich einem Hippodrom mit zwei halbkreisförmigen, von Mauern gefassten Plätzen. In ihrem Zentrum sah man ein kreisförmiges Fontainenbecken vor, das man jedoch nie verwirklichte.

 

Zu Beginn der 1940er Jahre genügten die Räumlichkeiten des Kantonsspitals nicht mehr. Ein Wettbewerb sollte eine neue Lösung bieten. Für den Spitalgarten zog das kantonale Hochbauamt beratend den Zürcher Gartenarchitekten Gustav Ammann (1885-1955) bei. Ammann empfahl sich wegen der zeitgleich laufenden Gärtnerarbeiten am Stadtzürcher Kantonsspital. Und so durfte er in den Jahren 1949 bis 1953 auch Entwürfe für Winterthur vorlegen und beginnen. Nach dem Tode des Vaters setzte der Sohn dessen Arbeiten fort. Seine Entwürfe und Perspektiven zur Umgebung des Bettenhauses, zu seinen Innenhöfen und dem Haupteingang entwickelten jedoch eine vom Vater unabhängige Sprache. Doch auch Sohn Peter Ammann konnte den Spitalpark nicht vollenden. Das Kernstück der Anlage vor dem Bettenhaus blieb ihm versagt. 1957 endete das Engagement des Gartenarchitekten mehr oder weniger plötzlich, wogegen der provisorische Parkplatz vor dem Bettenhaus 50 Jahre Bestand behielt.

Der 2010 entschiedene Wettbewerb zum Neubau des Bettenhochhauses sieht eine neuerliche komplette Umgestaltung des Spitalparks vor. Wünschen wir den Gewinnern, dass ihr Entwurfsprojekt nicht dasselbe Schicksal erleidet wie das ihrer beiden Vorgänger.

 

Auftraggeber / Bauherr

Toni Raymann, Landschaftsarchitekt BSLA, Dübendorf
Kantonales Bauamt Zürich

Projektdaten

Entwicklungsgeschichte 2010